Heilig-Geist-Hospital Bingen

Rheinland-Pfalz Kommunale Kraftanstrengung: Krankenhaus in Bingen soll gerettet werden

Stand: 06.05.2024 23:20 Uhr

Das Heilig-Geist-Hospital in Bingen soll überleben. Dafür wollen der Kreis Mainz-Bingen und die Stadt in die Finanzierung einsteigen.

Am Montagabend hat der Kreis als erster einstimmig beschlossen, einen Teil der Kosten für die Sanierung des Krankenhauses zu übernehmen. Die andere Hälfte soll die Stadt Bingen finanzieren. Insgesamt geht es dabei in den nächsten vier Jahren um rund 15 Millionen Euro.

Dem Beschluss des Kreistags vorausgegangen war eine mehrstündige Sitzung des Kreisausschusses. Rund zwei Stunden lang hatten die Mitglieder über das Thema diskutiert. Am Ende haben sich aber alle Fraktionen für den Erhalt des Binger Krankenhauses ausgesprochen.

Erhalt der Binger Klinik auch für benachbarte Krankenhäuser wichtig

Ein häufiges Argument, das genannt wurde, bezog sich auf die Notfallversorgung vor Ort. Würde das Heilig-Geist-Hospital aufgegeben, müssten die Menschen in die benachbarten Krankenhäuser nach Bad Kreuznach oder Mainz, hieß es. Dies könnte dazu führen, so einige Fraktionsmitglieder, dass die dortigen Notfallambulanzen dann völlig überlastet wären.

Außerdem forderten einige Fraktionen die Bildung eines Gremiums, das sich aus Vertretern der Stadt, des Kreises und den anderen Verantwortlichen zusammensetzen soll. Aufgabe des Gremiums sei es, den Sanierungsprozess bestmöglich zu begleiten.

Krankenhaus in Bingen ist zahlungsunfähig

Erst im März diesen Jahres wurde die Nachricht offiziell: Das Heilig-Geist-Hospital in Bingen ist insolvent. Die Marienhaus-Gruppe hatte ein Insolvenz-Verfahren beantragt. Das sei notwendig geworden, weil Gespräche über die Zukunft des Krankenhauses und wie der Betrieb nachhaltig finanziert werden könne, gescheitert waren, hieß es im März von der Geschäftsführung des Binger Krankenhauses.

Um das Heilig-Geist-Hospital weiterführen zu können, sei eine schnelle Lösung wichtig, betont der vorläufige Insolvenzverwalter Jens Lieser. "Es ist ein straffer Zeitplan, der aber notwendig ist, weil das Krankenhaus derzeit Verluste schreibt," so Lieser. Dass das Krankenhaus erhalten bleibt, ist wichtig für die Region: Im vergangenen Jahr sind laut Kreis Mainz-Bingen etwa 4.800 Patienten mit dem Rettungsdienst in das Binger Krankenhaus transportiert worden. Über 5.100 Patienten seien insgesamt stationär behandelt worden, heißt es in der Beschlussvorlage des Kreises Mainz-Bingen.

Umliegende Krankenhäuser an der Belastungsgrenze

Es sei das einzige Krankenhaus mit stationärer Versorgung im gesamten Landkreis - nachdem das Ingelheimer Krankenhaus im Jahr 2020 geschlossen wurde. Umliegende Krankenhäuser seien ebenfalls an der Belastungsgrenze, deswegen müsse das Binger Krankenhaus dauerhaft erhalten werden. Die Voraussetzungen dafür stimmen, betonte Jörg Risse, der im Auftrag des Insolvenzverwalters die wirtschaftlichen Verhältnisse der Klinik genau untersucht hat.

Dieses Klinikum hier ist wunderbar. Wir haben hier eine zeitgemäße bauliche Struktur und eine gute Ausgangssituation. Jörg Risse, Leiter des Unternehmens Vicondo Healthcare

Krankenhaus Bingen erhalten: Kommunen wollen Geld geben

Die Frage ist nur: Wie? Es brauche auf jeden Fall ein gutes Sanierungskonzept, heißt es vom Landkreis Mainz-Bingen. Und das ist der Landkreis bereit, mitzutragen. Er will sich an der Trägergesellschaft Heilig-Geist-Hospital Bingen gGmbH beteiligen.

Auch die Stadt Bingen hat bekundet, dort einzusteigen und vielleicht beteiligt sich auch noch der Förderkreis der Klinik an den Finanzen - offiziell beschlossen ist aber noch nichts. Am 14. Mai wird sich der Binger Stadtrat mit dem Binger Krankenhaus befassen. Bis zu vier Jahre wollen die Kommunen mitfinanzieren, dann muss es eine andere Lösung für das Krankenhaus geben. Bis dahin aber werden Stadt und Kreis die Sanierung aus eigener Kraft stemmen. Geld vom Land bekommen sie laut Lieser nicht. Der Sanierung des Heilig-Geist-Hospitals steht er aber positiv gegenüber.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Bingen noch lange bestehen bleibt. Jens Lieser, vorläufiger Insolvenzverwalter des Binger Krankenhauses

So könnte das Krankenhaus Bingen saniert werden

Für das Sanierungskonzept schlägt Risse verschiedene Maßnahmen vor: So soll beispielsweise die Zahl der Betten reduziert und externe Mieter gefunden werden. Ein Teil der Räumlichkeiten könnte zum Beispiel an einen Anbieter von Intensivpflege vermietet werden. Außerdem soll deutlich mehr in die ambulante Versorgung investiert werden. "Der Patient geht morgens rein, wird operiert und ist abends schon wieder zu Hause", so Risse.

Heilig-Geist-Hospital braucht mehr Personal

Ein weiterer wichtiger Punkt ist laut Risse das Personal. Anstatt wie einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befürchtet haben, Personal abzubauen, sieht das Sanierungskonzept vor, künftig mehr Personal einzustellen. Dies gelte sowohl für Ärzte und Ärztinnen als auch für das Pflegepersonal. Denn nur mit genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lassen sich die Lösungsansätze auch erfolgreich umsetzen, sind sich alle Beteiligten einig.

Gewinnen möchte das Heilig-Geist-Hospital die neuen Mitarbeitenden unter anderem aus dem Ausland. Außerdem sollen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten durch eine gute Unternehmenskultur genügend Anreize geschaffen werden, ihre Zukunft auch weiterhin in der Binger Klinik zu sehen.

Insolvenzverfahren soll am 1. Juni eröffnet werden

Mit den angesetzten Maßnahmen sollen die prognostizierten Verluste von acht auf drei Millionen Euro im Jahr sinken. Eröffnet werden soll das Insolvenzverfahren am 1. Juni. Bis dahin müssen die Finanzierungszusagen von Kreis und Stadt stehen. Danach sollen die detaillierten finanziellen Rahmenbedingungen folgen.

Das Binger Heilig-Geist-Hospital in Zahlen

Das Binger Heilig-Geist-Hospital ist ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung. Es verfügt derzeit über 132 Betten. Rund 300 Menschen sind hier beschäftigt und behandeln im Jahr etwa 5.000 Patientinnen und Patienten auf den Stationen.
(Quelle: Marienhaus-Gruppe)

Sendung am Mo., 6.5.2024 20:00 Uhr, SWR4 am Abend, SWR4

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